News zur „double sequential defibrillation“

News zur „double sequential defibrillation“

Die „double sequential defibrillation“ (DSD), also das gleichzeitige Auslösen zweier Defibrillatoren am Patienten, ist ja bereits seit einiger Zeit in der Diskussion. Bisher jedoch nicht wirklich durch größere Studien untersucht und in den bislang veröffentlichten Papers mit sehr unterschiedlichem Resultat beschrieben [1;2]. Hinzu kommen die Bedenken bezüglich eventueller Beschädigungen der Geräte, welche zumindest in einem Fall beschrieben wurde.

Weitere, neue Daten zu diesem Thema wurden nun im Februar in der Zeitschrift Ressuscitation veröffentlicht [3] und diese haben auch schon den Weg in die sozialen Medien hierzulande gefunden. Fliegt man nur über die Zahlen, scheinen diese auf den ersten Blick ziemlich vielversprechend und es handelt sich noch dazu um eine RCT.

Um was geht es in dieser Studie?Um den Vergleich von normaler Defibrillation zur Defibrillation mit Wechsel des Vektors sowie der DSD im Zeitraum vom März 2018 bis September 2019 in vier Paramedic gestützten System in Ontario (Canada).

Die ersten drei Defibrillationen wurden bei allen Patienten mit einer anetrior/lateral Platzierung der Pads durchgeführt (Defibrillationen von Ersthelfern wurden nicht mit einberechnet). Bei weiter persistierender VF wurde entweder die Pads in selber Position belassen, auf eine anterior/posterior Position gewechselt oder im Falle von DSD weitere Pads in anterior/posterior Position zusätzlich zu denen in der anterior/lateral Position angebracht.

Zahlen:

152 Patienten

  • 36 normale Defibrillation >> VF beendet 24 (66,6 %) / ROSC 9 (25,0 %) / ROSC bis ED 7 (19,4 %)
  • 61 Vektor Wechsel >> VF beendet 50 (82,0 %) / ROSC 24 (39,3 %) / ROSC bis ED 15 24,6 %)
  • 55 DSD >> VF beendet 42 (76,3 %) / ROSC 22 (40,0 %) / ROSC bis ED 18 (32,7 %)

Wie oben schon erwähnt, könnte man beim einfachen überfliegen der Zahlen zum Schluss kommen, dass die DSD klar im Vorteil ist. Schließlich erbrachte diese Gruppe den höchsten Prozentsatz an ROSC überhaupt und ist auch führend in der Gruppe in welcher die Patienten mit ROSC die Klinik erreichten.

Und nun die großen ABER…..

  1. Es handelt sich um eine „feasibility“ Studie. Sie diente also dem Zweck, festzustellen ob der verwendete Studienaufbau in dieser Form machbar ist und einen Sinn ergibt. Sie dient jedoch nicht dazu eine endgültige Aussage zu treffen.
  2. Aus einem der vier an der Studie teilnehmenden Bereiche wurden anfänglich keine „normalen Defibrillationen“ in die Gesamtkohorte eingebracht.
  3. Um Geräteschäden zu vermeiden wurde in dieser Studie immer EIN Paramedic mit der Bedienung der Geräte an der Einsatzstelle beauftragt. Der Ablauf bei der Defibrillation sah voraus, dass die Auslöseknöpfe NICHT gleichzeitig sondern mit einem sehr geringen zeitlichen Abstand betätigt wurden, was ja eigentlich dann einer Defibrillation mit Vektor Wechsel in sehr geringem Zeitabstand entspricht.

Es muss also klar sein, dass diese Studienergebnisse nicht dazu führen sollten, ein bisher eingespieltes Vorgehen plötzlich zu ändern. Die Ergebnisse der folgenden RCT mit wesentlich größerer Patientenkohorte sollte auf jeden Fall abgewartet werden. Es stellt sich mir auch die Frage ob hier wirklich die, hier ja nicht wirklich zeitgleiche DSD, verantwortlich für den Erfolg in der DSD Gruppe war oder nicht einfach der hier mit der DSD auch vorhandene Vektor Wechsel alleine. Hier ist auf jeden Fall eine höhere Fallzahl nötig um dies im Vergleich herauszuarbeiten.

Allerdings zeigen die Zahlen bereits in einem Punkt eine für mich relativ deutliche Aussage in dem Punkt, dass bei refraktärem VF ein Wechsel des Vektors auf jeden Fall einen Vorteil erbringen kann. An dieses Vorgehen ist auf jeden Fall zu denken und bei Bedarf ein weiteres Paar Defi Pads anzubringen und die nächste Defibrillation über diese zu versuchen.


[1] Dual defibrillation in out-of-hospital cardiac arrest: A retrospective cohort analysis. Ross, Elliot M. et al. Resuscitation, Volume 106, 14 – 17

[2] Pourmand A, Galvis J, Yamane D. The controversial role of dual sequential defibrillation in shockable cardiac arrest. Am J Emerg Med. 2018;36(9):1674-1679. doi:https://doi.org/10.1016/j.ajem.2018.05.078

[3] Double sequential external defibrillation for refractory ventricular fibrillation: The DOSE VF pilot randomized controlled trial. Cheskes, Sheldon et al. Resuscitation, Volume 0, Issue 0 https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2020.02.010

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