Red Flags für Cardiac Arrest…

Red Flags für Cardiac Arrest…

Die neuesten ERC / GRC Guidelines wurden nun letztendlich am 25. März 2021 veröffentlicht. Diese sind wie immer im „open access“ Format über den Link der ERC Website im „full text format“ abrufbar. In deutscher Sprache steht derzeit eine kompakte Zusammenfassung des GRC im PDF Format zum Abruf bereit. Auch wurden die neuen Guidelines bereits ausführlich in einigen Podcasts sowie auf vielen Blogseiten besprochen. Hier also nochmals gesondert darauf einzugehen wäre jetzt etwas überflüssig.

Eine Aussage in einem Podcast zu diesem Thema ist mir jedoch hängen geblieben….

„Der beste Weg einem Herz-Kreislauf Stillstand zu begegnen ist, ihn bereits vor dem Entstehen zu erkennen und damit eventuell zu verhindern!“

Und tatsächlich gibt es hierzu auch im Kapitel 3 der aktuellen Leitlinien (Systems Saving Lives) einen Absatz welcher sich um die Früherkennung bemüht.

Quelle: F. Samero et al.; ERC Guidelines 2021, Systems saving lives, Resuscitation 2021, doi.org/10.1016/j.resuscitation.2021.02.008

Doch wie hinweisend sind denn nun etwa welche Warnhinweise, bzw. erfassen wir diese im Rettungsdienst überhaupt? Die Zweite dieser Fragen ist einfach mit ja zu beantworten; es handelt sich um die Vitalwerte. Zur ersten Frage gibt eine Arbeit von Anderson et al aus dem Jahr 2016 [1] einige Antworten.

Hierin werden abnormale Vitalzeichen welche in Bezug auf einen folgenden Herzstillstand untersucht wurden wie folgt definiert:

abnormalseverely abnormal
Herzfrequenz< 60 / > 100< 50 / > 130
Atemfrequenz< 10 / > 20< 8 / > 30
syst. Blutdruck< 90< 80

Um so schwerwiegender die Entgleisung der Vitalwerte bzw. umso mehr entgleiste Vitalwerte um so eher der Hinweis auf eine Per-Arrest Situation hinweisen. In der genannten Arbeit zeigten 59,4 % der Patienten mit Herzstillstand letztendlich mindestens in einem Bereich der Vitalwerte im Zeitrahmen von 1 – 4 Stunden vor dem Arrest eine Abweichung über bzw. unter die oben aufgeführten Grenzwerte.

Natürlich ist jetzt nicht jede/r Patient*in welche/r z. B. eine AF von > 20 aufweist gleich in Gefahr einen Herz-Kreislauf Stillstand zu erleiden. Auch hier gilt immer die Gesamtsituation sowie den/die Patient*in in der Gesamtheit zu betrachten und beurteilen. Ist ja z. B. bei der Anwendung des qSOFA auch nicht anders.

Auch sind dies nicht die einzigen Anzeichen welche auf eine solch drohende Situation hinweisen können. Zum Beispiel auch Rhythmusstörungen sowie der SpO2 Wert und evtl. geplante Maßnahmen (z. B. RSI) sind grundsätzlich mit in Betracht zu ziehen. Auch der Brustschmerz bei Verdacht auf ACS gilt an sich schon als Warnsignal. Ebenso sind eine Kaltschweißigkeit oder auch eine plötzliche Bewusstseinsveränderung ohne naheliegende, anderweitig nicht lebensbedrohliche Erklärung ein Hinweis.

Und „last but not least“ sollte auch dem plötzlichen Ausspruch eines Patienten in Form von „ich glaube ich sterbe gleich“ oder ähnlich Achtung geschenkt werden. Patienten haben oft ein Bauchgefühl und ich selbst habe dies leider schon mehr als einmal live erleben müssen, dass ein Patient quasi seinen Kreislaufstillstand selbst ankündigte.

Wir sollten dies immer im Hinterkopf haben und eventuell bei einigen Patienten*innen frühzeitiger auf Ursachenforschung sowie -Behebung gehen. Auch die frühzeitige Herstellung einer Reanimationsbereitschaft kann im Fall des Falles einiges an Zeit und Hektik ersparen. Die zeitnahe Hinzuziehung eines Notarztes, sollte dieser nicht schon parallel alarmiert sein, ist bei Patienten welche einem die Gedanken in diese Richtung schweifen lassen sicher nicht verkehrt.

[1] Lars W. Andersen, Won Young Kim, Maureen Chase, Katherine M. Berg, Sharri J. Mortensen, Ari Moskowitz, Victor Novack, Michael N. Cocchi, Michael W. Donnino, The prevalence and significance of abnormal vital signs prior to in-hospital cardiac arrest, Resuscitation, Volume 98, 2016, Pages 112-117, ISSN 0300-9572,

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