Eine Hyperventilation stellt ja eigentlich eine nicht gerade allzu seltene Situation im Rettungsdienst dar. Dass es dabei zu einer ausgeprägten „Pfötchenstellung“ der Finger kommt muss nicht immer der Fall sein.
Der Frage wie wir therapeutisch einer Hyperventilation begegnen können, haben sich die Kolleg*innen von dasFOAM bereits in einem wunderbaren Artikel angenommen.
Stellt sich also nur noch die Frage nach der Ursache eben dieser „Pfötchenstellung“, welche fachlich genau genommen als Tetanie bezeichnet wird.
In dem hier verlinkten Tweet seht ihr eine durch das Aufpumpen einer Blutdruckmanschette provozierte Tetanie:
In dem gezeigten Fall spricht man vom Trousseau Zeichen, welches bei einer Hypokalzämie durch eben diese Maßnahme provoziert werden kann. Hintergrund ist eine auf die Hypokalzämie zurückzuführende Übererregbarkeit von Nerven und Muskeln.
Was aber hat denn jetzt eine Hypokalzämie und die darauf zurückzuführende Tetanie mit einer Tetanie bei einer Hyperventilation zu tun?
Tja, wer hätte es gedacht, auch eine massive Hyperventilation führt zu einer, wenn auch nur relativen, Hypokalzämie. Wie aber das denn nun? Durch die Hyperventilation kommt es zu einem Abfall des CO2 und damit verbunden zu einem Anstieg des pH-Wertes. Es entsteht schlichtweg eine Alkalose. Durch diese Verschiebung des pH-Wertes wiederum wird Kalzium vermehrt an Proteine gebunden und steht somit nicht mehr vollumfänglich als ionisiertes Kalzium im Plasma zur Verfügung. Wir sprechen deshalb von einer „relativen“ Hypokalzämie; das Kalzium ist ja ausreichend im Körper vorhanden, jedoch nicht so verfügbar wie es soll.
Die Auswirkung ist jedoch die gleiche wie bei einer tatsächlichen Hypokalzämie; es kommt zur Überreagibilität an Nerven und Muskeln und somit zu der uns bekannten „Hyperventilationstetanie“.
Zur Therapie der Hyperventilation sei nochmals auf den Artikel von den Kolleg*innen auf dasFOAM verwiesen. Mit dem Sistieren der Hyperventilation kommt es auch wieder zu einem Ausgleich des pH-Wertes und damit auch zur ausreichenden Verfügbarkeit des im Körper vorhandenen Kalzium; die Tetanie bildet sich somit selbständig zurück.
Es ist also, wie leider auch schon erlebt, keine i.v. Gabe von Kalzium notwendig! Wir behandeln einfach die auslösende Ursache.

Ein Gedanke zu „„Pfötchenstellung“ bei Hyperventilation – warum eigentlich?“