COPD und Sauerstoff

COPD und Sauerstoff

Seit ich im Rettungsdienst unterwegs bin, kommen immer wieder Diskussionen und Fragen auf, ob und wieviel Sauerstoff ein*e Patient*in im Falle einer COPD Exacerbation erhalten sollte. Hintergrund dieser Frage ist meist die Sicht auf die im Rahmen der Pathophysiologie der Erkrankung erfolgende Umstellung der Abhängigkeit des Atemantriebs vom CO2 auf den O2 Gehalt im Blut.

Wird also zu viel Sauerstoff zugeführt, fährt der Atemantrieb herunter und es kann zu einem Anstieg des CO2 Wertes mit Folge einer CO2-Narkose kommen. Andererseits, stellt jedoch die Atemnot im Rahmen einer Exacerbation die Gefahr einer Hypoxämie mit Folge einer Hypoxie dar.

Was nun also tun? Kein Sauerstoff…? Immer höchstens 2 Liter…? Gibt es irgendwelche Zielgrößen?

Um es etwas abzukürzen und einfacher zu machen; ja es gibt für die nicht intubierten Patient*innen eine Zielgröße welche sich an der SpO2 orientiert.

In einer im März 2021 im Emergency Medicine Journal veröffentlichten Arbeit [1] konnte aufgezeigt werden, dass ein Ziel-SpO2-Wert von 88 – 92 % mit der niedrigsten Mortalität einher ging. SpO2-Werte von 93 – 96 % hingegen waren im Vergleich mit einer höheren Mortalität verbunden. Diese Aussage trifft unabhängig davon zu, ob normokapnische oder hyperkapnische Verhältnisse vorlagen.

Auch die im Juni erschienene AWMF Leitlinie „Sauersoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen“ [2] orientiert sich für diesen Fall an der Zielwertgröße von 88 – 92 % SpO2. Eine gute, kurze Zusammenfassung dieser LL ist heute auch auf News Papers erschienen.

Zusammengefasst also:

  • Nein, der Patient muss nicht unter Atemnot und Sauerstoffmangel leiden!
  • Einsatz von Sauerstoff bei einer COPD Exacerbation aber mit Bedacht und unter Betrachtung der Gesamtsituation sowie gezielt auch des SpO2-Wertes.
  • Vor allem beim Vernebeln von Medikamenten kann man hierbei im außerklinischen Bereich in eine Zwickmühle geraten, da Druckluft zum Betreiben einer Verneblermaske nicht zur Verfügung steht.
  • Und speziell für Bayern: bei einer neu begonnen Sauerstofftherapie immer schön den Notartzt nachalarmieren 😜 Außer man ist gewillt sich auf § 2a NotSanG zu berufen und Diskussionen in Kauf zu nehmen.

[1] Echevarria C, Steer J, Wason J, Bourke S. Oxygen therapy and inpatient mortality in COPD exacerbation. Emerg Med J. 2021 Mar;38(3):170-177. doi: 10.1136/emermed-2019-209257. Epub 2020 Nov 26. PMID: 33243839.

[2] Gottlieb et al. Neue AMWF-S3 Leitlinie zur Sauerstoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen. Langversion 1.0 – Juni 2021 AWMF-Registernummer: 020 – 021

5 Gedanken zu „COPD und Sauerstoff

  1. Mal wieder ein sehr schöne Artikel lieber GoGo!
    Paragraph 4 Absatz 2a NotSanG bitte nur in Zusammenhang mit NA (Nach-)Alarmierung.

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  2. Mal wieder ein sehr schöne Artikel lieber GoGo!
    Paragraph 4 Absatz 2a NotSanG bitte nur in Zusammenhang mit NA (Nach-)Alarmierung.

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