Der Schockindex; wer kennt ihn noch? Zu meiner Anfangszeit noch als Indikator für einen drohenden bzw. bereits manifestierten Schock gelehrt, hat er heute – um es gleich vorweg zu nehmen – in diesem Zusammenhang eher ausgedient. Berechnet wird er mit der Formel „Puls / syst. Blutdruck = Schockindex“. Ist die Pulsfrequenz jedoch höher als der systolische Blutdruckwert, so ist das Schockgeschehen in der Regel bereits weit über das Anfangsstadium hinaus. Zur Detektierung eines Schocks im noch kompensierten Stadium, und dies ist ja das Stadium in welchem wir noch am ehesten die Chance haben korrektiv einzugreifen, sind folgende Punkte besser geeignet…
- Kapillare refill time
- beginnende Tachycardie
- mentale Veränderungen
Also warum vergessen wir den Schockindex nicht einfach ganz? Ganz einfach, weil er in verschiedenerlei Hinsicht vielleicht doch nicht so verkehrt ist und als „red flag“ unsere Alarmglocken klingeln lassen sollte.
So kann er z. B. als Warnhinweis bei Verwendung von Ketamin genutzt werden. Ketamin, ein ja eher Kreislauf stabiles Medikament führt nicht zu Hypotonie; meint man weitläufig. Hier zeigt jedoch eine Arbeit von Miller M et al (1) dass bei einem Schockindex von 1 und höher auch durch dieses Medikament gehäuft eine Verschlechterung des Kreislaufzustandes bei RSI hervorgerufen werden kann. Patienten welche einen Schockindex von 0,9 und kleiner aufwiesen hatten seltener einen RR Abfall oder sogar einen RR Anstieg aufzuweisen.
Auch in Bezug auf die Mortalität bei Polytraumapatienten konnte in einer Arbeit von Montoya KF et al (2) ein Zusammenhang von Schockindex und Höhe der Mortalitätsrate dargestellt werden.
24 h Mortalität SI =/< 0,9 3,1 % SI 1 u. höher 59,5 %
Abschließend zusammengefasst ist meiner Ansicht nach der Schockindex als diagnostische Hilfe eher unbrauchbar. Er hat jedoch trotz allem als Warnsignal in verschiedenerlei Hinsicht noch seine Daseinsberechtigung und sollte nicht vergessen oder außer Acht gelassen werden. Es gilt „um so höher; um so schlechter für den Patienten und um so vorsichtiger sollten wir mit dem ein oder anderen Medikament hantieren“.
Puls 50 / RRsys: 90: Da geht´s dem kardiogenen Schock mit einem SI von 0,6 ja richtig gut 😉
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Problematik richtig erkannt. Bei manchen Situationen oder Schockformen (z. B. neurogen/spinal) ist der Schockindex von Haus aus nicht verwertbar.
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