Der Einsatz von Tranexamsäure (TXA) bei massiven Blutungen nach Trauma ist keine Neuheit. Zwei groß angelegte Studien stützen diesen Ansatz [1;2]. Auch bei starker postpartaler Blutung [3] und der massiven OGIB [4] scheint der Einsatz angezeigt.
Es sei jedoch nochmals daran erinnert, dass Tranexamsäure keine bessere Blutgerinnung bewirkt. Die Wirkung liegt in der Eindämmung bzw. Unterbindung einer Hyperfibrinolyse.
Aus Gründen der Ergebnisse der im ersten Absatz genannten Studien hat man sich trotz der Tatsache der nicht gerinnungshemmenden Wirkung relativ schnell die Frage gestellt, ob sich nicht auch bei zerebralen Blutungen durch die Verabreichung von TXA ein Benefit für den Patienten ergibt. Bei spontanen Blutungen im Rahmen eines blutigen Schlaganfalls zeigt die bisher in diesem Bereich am größten angelegte Studie [5] keinen Vorteil durch TXA Gabe.
Bleibt also noch die Frage wie es bei traumatisch bedingten Blutungen im Schädel aussieht. Die wohl größte Studie (CRASH-3) [6;7] welche dieser Frage nachgeht hat im Januar diesen Jahres das Patientenrecruitment abgeschlossen. Die Auswertung der Daten wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen und die Ergebnisse dürften mit Spannung erwartet werden.
Aber…. eine kleinere Studie zu dieser Frage ist bereits beendet und über den Podcast von FlightbridgeEd sind bereits erste Ergebnisse in Umlauf gebracht worden obwohl das Paper zu dieser Studie noch nicht offiziell veröffentlicht ist. Das ROC clinical trial network hat ebenfalls eine doppelt verblindete, randomisierte Multicenterstudie durchgeführt [8]. Die in Folge aufgeführten Informationen sind einer auf der FlightbridgeED verlinkten Präsentation entnommen.
3 Studienarme
- 2 Gramm TXA prähospital – 8 h Placebo Perfusor (n=346)
- 1 Gramm TXA prähospital – 8 h 1 Gramm TXA Perfusor (n=312)
- Placebo prähospital – 8 h Placebo Perfusor (n=309)
Einschlusskriterien
- Traumatische Blutung (stumpf oder penetrierend)
- GCS 3-12
- RR > 90 mm/Hg prähospital
- Älter 15 Jahre bzw. schwerer als 50 kg
- prähospital etablierter i.v. Zugang
- Transport in ein an der Studie teilnehmendes Zentrum
Ausschlusskriterien
- GCS 3 ohne Pupillenreaktion
- Zeit von Ereignis bis Versorgung > 3 Std bzw. nicht bekannt
- prähospitale CPR
- Häftlinge / Schwangere
- Krampfanfälle / MI / Schlaganfall / Dialyse
- Vermutete oder gesicherte Schwangerschaft
- Ertrinken oder Hängetrauma
- Verbrennungen > 20 % BSA
- Opt Out
Ein Verlaufsdiagramm der drei Gruppen in Bezug auf 72-Std. sowie 30-Tage Mortalität, welches einen Vorteil für die Gruppe 2 Gramm TXA prähospital ausweist, kann der oben verlinkten Präsentation entnommen werden.
Es zeigt sich bisher also zumindest eine Tendenz in Richtung Benefit für prähospitale TXA Gabe bei traumatischer Blutung wenn man die Ergebnisse dieser Studie betrachtet. Auf die Veröffentlichung des dazugehörigen Papers bin ich genauso gespannt wie auf die Ergebnisse der CRASH-3 Studie.
[1] Morrison JJ, Dubose JJ, Rasmussen TE, Midwinter MJ. Military Application of Tranexamic Acid in Trauma Emergency Resuscitation (MATTERs) Study. Arch Surg. 2012;147(2):113–119. doi:10.1001/archsurg.2011.287
[5] Sprigg N, Flaherty K, Appleton JP, et al. Tranexamic acid for hyperacute primary IntraCerebral Haemorrhage (TICH-2): an international randomised, placebo-controlled, phase 3 superiority trial. Lancet. 2018;0(0):1-9. doi:10.1016/S0140-6736(18)31033-X
[6] Dewan Y, Komolafe EO, Mejía-Mantilla JH, Perel P, Roberts I, Shakur H. CRASH-3 – tranexamic acid for the treatment of significant traumatic brain injury: study protocol for an international randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Trials. 2012;13(1):87. doi:10.1186/1745-6215-13-87
[8] ROC Prehospital Tranexamic Acid Use for Traumatic Brain Injury (TXA Study) Studienseite

Ein Gedanke zu „Trauma – Blutung im Kopf – Tranexamsäure?“