Seit längerer Zeit sind im Bereich FOAMed auf den SoMe heftige Diskussionen zum Thema Viedolaryngoskopie (VL) vs. Direktlaryngoskopie (DL) zu verfolgen. Einige lassen sich zu Aussagen hinreißen welche implizieren dass ausschließlich nur noch mit dem Videolaryngoskop intubiert werden sollte da dieses sicherer und eindeutig im Vorteil sei.
Was aber gibt die derzeitige Datenlage her und welche Punkte gibt es zu beachten?
Eine bereits von „News Papers“ in einem Blogpost erwähnte Cochrane Analyse kommt zu dem Schluss dass trotz einiger Vorteile weder die Anzahl der notwendigen Intubationsversuche noch die der begleitenden hypoxischen oder sonstigen respiratorischen Zwischenfälle durch die VL verringert werden. Auch die benötigte Zeit für die Intubation scheint nicht verkürzt jedoch die Anzahl der nicht möglichen Intubationen, vor allem bei schwierigem Atemweg, wird reduziert.
, , , , . Videolaryngoscopy versus direct laryngoscopy for adult patients requiring tracheal intubation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2016, Issue 11. Art. No.: CD011136. DOI: 10.1002/14651858.CD011136.pub2.
Im Hinblick auf die Intubation bei CPR, zeigt eine Arbeit von Kim et. al. ebenfalls das die Anwendung der VL keinen signifikanten Einfluss auf Geschwindigkeit, Erfolg sowie Komplikationen der Intubation hatte. Allerdings war die VL in Hinsicht auf Erfolg bei Intubation ohne Unterbrechung der CPR von Vorteil; und dies ist meines Erachtens ein wichtiger Punkt (siehe auch).
Video laryngoscopy vs. direct laryngoscopy: Which should be chosen for endotracheal intubation during cardiopulmonary resuscitation? A prospective randomized controlled study of experienced incubators Kim, Jong Won et al. Resuscitation , Volume 105 , 196 - 202; DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.resuscitation.2016.04.003
In meinen Augen stellt die Videolaryngoskopie eine Intubationsmöglichkeit dar welche, wie oben erwähnt, einige Vorteile mit sich bringt. Neben den bereits genannten sind auch folgende zu erwähnen:
- oftmals bessere Sicht via Bildschirm
- gute Lehrmöglichkeit weil Einblick auch f. Außenstehende
- Schwierigkeiten u. Fehler fallen evtl. nicht nur dem Intubierenden auf
Allerdings hat die Videolaryngoskopie auch ihre Tücken. Sie muss, genauso wie die direkte Laryngoskopie gut erlernt werden. Die Technik des Vorgangs der VL unterscheidet sich von der der DL. Besonders hyperangulated blades sind anders zu handhaben wie VL mit Standardspatel. Auch die Einführtiefe ist different. Bei der DL ist der Spatel bis zum Ende der Vallecula epiglottica einzuführen, der VL Spatel nicht ganz so weit um eine optimale Sicht zu erreichen. Und vor allem sollte man sich nicht täuschen lassen, auch bei der VL heißt die Stimmbänder zu sehen noch nicht automatisch den Tubus auch dorthin zu bekommen, da der Winkel und die Führungsmöglichkeit neben dem Spatel oftmals anders ist. Vor allem aber
- die elektrische Technik des VL kann versagen
- direkte Licht- / Sonneneinstrahlung kann Sicht am Monitor behindern
- stetig nachlaufendes Sekret, Blut oder Erbrochenes kann Kamera behindern
Darum ist meines Erachtens auch heute noch trotz der Videolaryngoskopie auch die direkte Laryngoskopie zu erlernen und zu beherrschen. Mit einem Videolaryngoskop mit Standardspatel ist dies möglich da mit diesen Geräten entweder die VL oder DL Technik angewendet werden kann. Bei Grundsätzlicher Verwendung eines VL sollte jedoch auch ein Standardlaryngoskop als Redundanzsystem zur Verfügung stehen (siehe Technikversagen).
Nichts desto Trotz sollten die Vorteile eines Videolaryngoskopes auch und gerade im präklinischen Bereich genutzt werden und dieses Gerät zum Standard auf den Rettungsmitteln werden. Schon alleine aus forensischen Gründen sollte dies zügig erfolgen da in allen Airways Management Leitlinien die Videolaryngoskpopie mehr oder weniger gerade für den schwierigen Atemweg empfohlen wird.
Ein gutes Video von Reuben Strayer zu diesem Thema könnt ihr hier sehen:
Im Bereich der Pädiatrie kommt eine aktuelle Cochrane Analyse zu einem für mich schon etwas überraschenden Ergebnis was die Nutzung der VL bei Kindern (Neonaten ausgenommen) angeht. Bei diesem Patientengut wird vermutet dass die VL eher zu einer Verlängerung der Intubationszeit sowie einem vermehrten Versagen der Intubation im Vergleich zur DL führt. Es wird jedoch darauf hingewiesen dass diese Ergebnisse auf Grund von Studienlimitationen, ungenauen Daten sowie Inkonsistenz dem Evidece Grad „very-low quality“ zuzuordnen sind. Bessere und aussagekräftigere Daten zu diesem Thema liegen jedoch nicht vor.
, , , , . Videolaryngoscopy versus direct laryngoscopy for tracheal intubation in children (excluding neonates). Cochrane Database of Systematic Reviews 2017, Issue 5. Art. No.: CD011413. DOI: 10.1002/14651858.CD011413.pub2
