SVT & modifiziertes Valsalva Manöver

SVT & modifiziertes Valsalva Manöver

Unter einer supraventrikulären oder auch paroxysmalen supraventrikulären Tachykardie versteht man eine im Vorhof oder Bereich des AV Knotens entstehende Tachykardie welche ihren Ursprung nicht im Sinusknoten findet; sie entsteht ektopisch oder als Reentry-Tachycardie durch kreisende Erregung um den AV Knoten. Bezeichnend kann eine Frequenz bis ca. 250/min mit schmalen Kammerkomplexen genannt werden. Abgesehen von der evtl. auftretenden hämodynamischen Instabilität fällt vor allem das vom Patienten als äußerst unangenehm empfundene Gefühl auf.

Behandlungsmöglichkeiten bestehen zum einen medikamentös durch Adenosin, dessen Anwendung jedoch zusätzlich ziemlich belastenden für den Patienten ist (kurzfristige Asystolie), sowie durch eine Vagusstimulation in Form eines Valsalva Manövers. Hierbei wird z. B. durch Massage der Crotis Massage (Gefahr einer Plaque Lösung!) oder durch leichten Augendruck (ebenfalls nicht zu empfehlen) die Frequenz eingebremst. Ein gängigeres Verfahren ist, den Patienten aufzufordern einen Spritzenkolben einer 20 ml Spritze über die Luer-Öffnung aus der Spritze zu pusten. Hierdurch kommt es zur Erhöhung des intrathorakalen Druckes und somit zur Auslösung des Vagusreizes an den betroffenen Rezeptoren.

Bisher wurde dieses Manöver am sitzenden oder liegenden Patienten durchgeführt. Bereits im Jahre 2015 wurde im REVERT-Trial eine modifizierte Art dieses Manövers untersucht und dargestellt welches zu einer wesentlich höheren Erfolgsrate in Bezug auf die Konvertierung aus der SVT in einen Sinusrhythmus führt. Beim modifizierten Valsalva Manöver wird beim sitzenden Patienten durch das Pusten in die Spritze für ca. 15 Sekunden ein Druck von ca. 40 mm/Hg aufgebaut und gehalten. Sofort danach wird der Oberkörper flach und die Füße hoch gelagert.

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modifiziertes Valsalva Manöver

Im REVERT-Trial (insgesamt 428 Patienten) konnte im Vergleich der bisher gängigen und der modifizierten Methode folgendes festgestellt werden:

  • Konvertierung zu normalem Sinusrhythmus
    • 37 v. 214 (17 %) vs. 93 v. 214 (43 %) = NNT 3 bei modifiziertem Manöver
  • Notwenigkeit der Gabe von Adenosin trotz Valsalva Manöver
    • 148 v. 214 (69 %) vs. 108 v. 214 (50 %)
  • Nebenwirkungen jeglicher Art
    • 8 v. 214 (4 %) vs. 13 v. 214 (6 %) wobei diese weder statistisch signifikant differenzieren noch schwerwiegend waren
Appelboam A et al. Postural Modification to the Standard Valsalva Manoeuvre for Emergency Treatment of Supraventricular Tachycardias (REVERT): A Randomised Controlled Trial. Lancet 2015. [epub ahead of print] PMID: 26314489 or Vol 386 Oktober 31, 2015; 1447:1453

Zusammenfassend scheint das modifizierte Valsalva Manöver zum einen wesentlich erfolgsversprechender und zum anderen die Notwendigkeit eines medikamentösen Einschreitens zu vermindern. Nebenbei ist es nahezu kostenneutral anzuwenden.

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